Quo vadis Qualitätsjournalismus?

Die Annahme von Vorteilen jeder Art, die geeignet sein könnten, die Entscheidungsfreiheit von Verlag und Redaktion zu beeinträchtigen, sind mit dem Ansehen, der Unabhängigkeit und der Aufgabe der Presse unvereinbar. Wer sich für die Verbreitung oder Unterdrückung von Nachrichten bestechen lässt, handelt unehrenhaft und berufswidrig.

Und genau da habe ich so meine Probleme. Kostenlose Vollversionen, PR-Events mit Speis und Trank und am Ende darf die positive Bewertung nicht fehlen, sonst fehlt beim nächsten Blockbuster die Einladung zu diesem Event.

Gerne kann man subjektiv seine Meinung als Journalist kundtun, dafür gibt es auch entsprechende Rubriken, allen voran der Kommentar. Bei Neuigkeiten oder bei Analysen/Bewertungen/§Reviews sollte eine Neutralität bewahrt bleiben. Wenn jemand sagt, dass das Spiel ihm nicht zusagt, so könnte man noch in einem Nebensatz erwähnen, wem dieses Spiel dann eher gefallen könnte. Damit kann ich mich sogar zufrieden geben. Ein Aspekt ist z.B. Humor. Der kann sehr facettenreich, sehr trocken oder auch derb sein und es ist ja bekannt, dass nicht jeder Humor jedem liegt und man im Review einfach dezent schreiben sollte, mit welchem Humor das Spiel vergleichbar ist. Dann weiß man auch, worauf man sich einlässt.

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Bisher kannte ich “definiziös”, aber “faszinös” ist auch schick :smiley:

In den Reviews die ich von der Gamestar kenne (die muss jetzt halt mals als Beispiel dienen) war die von dir beschriebene Art der Neutralität durchaus gegeben (hab ne Weile nich mehr so intensiv vorbeigeschaut um ehrlich zu sein). Habe sehr selten gehört : “Der Humor in diesem Spiel ist schlecht und daneben!”, sondern halt eher sowas wie : “Der Humor in diesem Spiel ist nicht unbedingt jedermanns Sache, aber wer auf…-Humor steht, dem könnte dieses Spiel gefallen.”

Dein erster Punkt ist aber definitiv ein wichtiger und (gefühlt) immer stärker auftretender Punkt, der aber auch in der Symbiose von Gamingjournalismus und Spieleindustrie begründet ist. Die Journalisten brauchen die Vorabversionen etc um überhaupt vor Spielstart Reviews rausbringen zu können, die Entwickler brauchen die Journalisten um die Gamer auf ihre Spiele aufmerksam und heiß zu machen. Leider glaube ich dass die Industrie langsam aber sicher am längeren Hebel sitzt, denn Previews sind zwar immer noch ein nützliches Werkzeug, aber dank der inzwischen erreichten Größe des Marktes stehen auch andere Mittel zur Verfügung um die Spieler auf die Games aufmerksam zu machen, allem voran ein mächtiger Werbeapperat. Somit brauchen Journalisten die Industrie, die Industrie dagegen kann inzwischen ohne den Journalismus überleben. Keine gute Ausgangsituation für negative Berichterstattung also und einer der Gründe warum der Gamingjournalismus sich einige Vorwürfe gefallen lassen muss weil sie nicht mehr komplett ehrlich berichten können.
Ich denke nicht wirklich, dass es viel mit der Gier der Journalisten zu tun hat, sondern tatsächlich eher mit dem Überleben ihrer Branche. Andererseits bin ich auch naiv und hab ein optimistisches Menschenbild :smiley:

Faszinös is beschte!
Naja…zweitbeschte…gleich nach “Knorke”!

Ein ganz wesentlicher Punkt, denke ich. Und das war nicht immer so, ebenso wesentlich.
Die Ursache dieser Verschiebung war in erster Linie ein Umgehen von etablierten Kanälen seitens der Industrie. (Bspl.) Ich habe ein Produkt, sage das in einer Pressekonferenz/Pressemitteilung der Zeitung, die sagt es den Lesern. In der nächsten Ausgabe schalte ich Anzeigen und… das Abenteuer begann. Dann kam das Internet und die Industrie fragte: wozu diese umständlichen (und teuren sowie unsicheren) Wege gehen, wir nerven den Verbraucher direkt - Larry, an die Arbeit, mach ein Google!
Der Verbraucher kann sich nicht gegen ungebetene “Information” wehren, wir müssen uns nicht dem Urteil eines Redakteures unterwerfen - und, es kost fast nix." Kost fast nix" können wir auch, sagten die Verlage und stellten Redaktion (auch) kostenlos in´s Net. (Doofe, kurzfristig oientierte Herdengier)
Damit begann der Kampf um die Meinungshoheit und den Kompetenzanspruch - bei gleichzeitig zerfallenden Preisen für die Weitergabe von Information. Profiteure waren die Big-Player der Industrie, denn,

…aber du hast gekauft. Das allein zählt. Ein Produkt kann der letzte Müll sein, aber du musst kaufen, um zu dieser Erkenntnis zu gelangen. Verbraucherschutz und Rückgabefrist endet vor den Toren der Game-Industrie - “nicht für geöffnete Software”. In der Konsequenz brachte Müll auch Umsatz, warum also auf Anspruch setzen. Es müssen nur genug “glaubwürdige” Informationen in die Massen gepumpt werden, (notfalls getreu der uralten Marketing-Regel: Wenn du deinen Gegenüber nicht überzeugen kannst - verwirre ihn!) dann läuft das. Und nur für diese Illusion von “Glaubwürdigkeit” dürfen anzeigenfinanzierte Titel wie Gamestar noch als Printformat existieren, als vorgegaukelte letzte Bastion einer Normalität, die schon längst nicht mehr existiert. Ohne Anzeigenumsatz - keine (z.B.) Gamestar. Diese Tatsache schränkt den Bewegungsradius (und die Honorarhöhe) eines Redakteures schon empfindlich ein, man möchte das Wenige was man hat ja nicht verlieren. Und nun reden wir mal über…Qualitätsjournalismus :slight_smile:
Übrigens kein Phänomen der Gamestar, man kann Game-Industrie veralgemeinern in “Industrie” oder auch ersetzen durch “Bank”, “Politik” - ganz speziell “Parteien” oder andere Interessengruppen, es wechseln dann nur die Medien zu TV, Tageszeitung, Magazin, selbst zu ganz normalen Filmen (und natürlich Soap´s), in denen, bezahlt durch die Medienförderung der Länder, subtil der Verbraucher auf das gewünschte Meinungsbild “kalibriert” wird.
Bewahrt euch also den unverstellten Blick und eure Kritikfähigkeit. Wenn euch was “komisch” vorkommt - dann deshalb, weil das so ist :slight_smile:

…hmmm, also, damit kommen wir zum Tabu-Thema “Zielgruppen” und müssten über Leute reden, die schon 25 Jahre länger daddeln als die meisten “Redakteure” :wink: - und die Kontrolle allein ist recht unbefriedigend, wenn (Spiele)Alternativen nicht im Angebot sind. So funktioniert doch der Trick, es ist ALLES irgendwie gut, Hauptsache es ist. Unsere Warhorses merken es gerade - keiner wollte im Vorfeld an ein KCD dran, jetzt ist es in aller Munde. Hinterhermeinen (sorry für das Wort) ist ja wohl die blödeste Disziplin für einen Journalisten. Wir hier, im Forum, sind mindestens genauso gut informiert wie jeder Redakteur (oder Tobi ??? :slight_smile: ) haben sogar schon gekauft, bevor die “Presse” dazu “Stellung” genommen hat…o.k. tote Sau, aber ihr versteht, ja? :wink:

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ich lese ganz gerne die Heise Foren zu den reisserischen Themen, echt unterhaltsam - was da teilweise an Schwachsinn verzapft wird ist echt Popcorn wuerdig.

Stimmt auch wieder, nur habe ich dafür immer weniger Zeit und Muße.

Also was die Qualitätsfrage beim Journalismus allgemein angeht . . . gilt für mich das Augenzeuge
Prinzip. Wenn es auf der A1 zu einer Karambolage bei Nebel mit 2 toten
und 23 verletzten kam dann hat das so da zu stehen. Dann darf nicht da
stehen: und wieder fordert die Untätigkeit des gemeindeverkersamts
hintertüpfingens 25 Opfer bei einem Nebelunfall auf der A1. Weil der
Chefredakteur noch ein Hühnchen mit den Leuten zu rupfen hat. Und das gleich gilt für Spiele Journalismus. Ich möchte nicht aufgegeilt werden. Ich will eine sachliche Kritik, Das ist ein gutes Spiel weil . . . und das ist ein schlechtes Spiel weil …
Wenn die Redaktionen der Zeitungen zu einem völlig anderen ergebnis-
kommen wie ich beim zocken, kaufe ich die Zeitung nicht mehr. weil ich mich für dumm verkauft und betrogen fühle. Beispiel Skyrim: Gamestar Test: es gibt in der vorab Version noch einige Objekte die nicht Laden,aber das stört nicht weiter, ich konnte Skyrim
den ersten Monat nach Release nicht spielen weil es nicht nur einige
Objekte waren! Beispiel die Total war reihe: wird immer wieder hoch
gelobten von den Magazinen ist aber inzwischen nur noch eine tot gemolkene
Marke ohne innovationen, bei Assasins creed ist´s das selbe.

Heise ist ein etwas anderes Thema. Zumindest in den 80er, 90er Jahren war deren C´t-Reihe für reines Fachpublikum geschrieben, also ein Fachmagazin. Bin nicht auf dem Laufenden, wie die Qualität gegenwärtig ist, seinerzeit war es DAS Medium, um IT-Entscheider zu erreichen. Gab da auch noch den Laden in Haar bei München mit Markt & Technik, Lan-Line und Gateway - alles Fachpublikationen, die meist als Abo-Titel u.a. an Uni´s und direkt in Firmen vertrieben wurden. Kann nicht beurteilen, ob die Qualität durch das I-net gelitten hat, beobachte in den letzen Jahren eher den Konsumer-Bereich bis maximal SI-Titel.

Ich mag die Titanic und das Micky Mouse Heft! :slight_smile:

… und YPS fand ich immer sehr toll!

… und das Apotheken Heftchen für Kinder! :slight_smile:

Titanic war oft cool, stimmt, und ASTERIX !!! :slight_smile:

Du hast ein breites Informationsspektrum :slight_smile: schwer zu klassifizieren :slight_smile: :slight_smile: :slight_smile:

…wobei Mickey Mouse durchaus pädagogische Qualitäten aufwies :wink: Sowas prägt… :slight_smile:

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…leider muß ich da zustimmen, was das neue Rome angeht. Empire zocke ich gerade, find´ich eigentlich passabel (war auch großer Fan von Fields of Glory) - die Bewertung in der Gamestar für Empire war mal o.k. . Wobei TW ja schon zu “Kult” gezählt werden darf. Irgendwie verfrickeln die Entwickler sich ausnahmslos bei dem Begriff “verbesserte KI”. Die reduzieren alles auf Kampf-KI, gibt doch auch noch andere Spielaspekte (Diplomatie z.B.), wo KI wesentlich zur Spieltiefe beiträgt. Bin gespannt, wie KCD das hinbekommt. Evtl. sollten wir mal einen Thread “Quo Vadis KI” aufmachen - wobei Big Vara dazu ja schon gesprochen hat. :wink:

genau, so denken Millionen Spieler allein in unserem Land - die erreichst Du mit keiner Gamestar mehr. Die stolpern hie und da mal über irgendwas, wenn sie bei Google “Mittelalter und PC-Spiel” eingeben (so wie ich) und landen dann zufällig bei KS, denken: "och, klingt gut, sch…ß auf die paar Pimperlinge, schlimmer kann´s ja nicht mehr werden. Und dann lamentieren paar von den Millionen hier im Forum
rum :slight_smile:

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Ich muss aber dazu sagen: das ich nur über die Gamestar bei KCD gelandet binn, die hatten das Projekt vor ziemlich genau einem Jahr mal behandelt, und dann bin ich dem über FB nachgegangen :smiley: Also die bauen nicht nur Misst:) Aber es ist leider so das Irgendwo in der Kette vom Jornalisten zum Leser/Zuschauer was ganz gewaltig schief geht. Das ist in der Spiele Presse sicher noch nicht so schlimm wie bei anderen Medien (denke ich mal). Aber solange beim endverbraucher was anderes ankommt als was was wirklich passiert ist. Solange brauch man sich nicht wundern das die Redaktionen schrumpfen.

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…der natürliche Lauf des Lebens geht schief. Menschen werden älter und verändern ihre Interessenlagen, werden anspruchsvoller, weil sie mit früheren Erlebnissen vergleichen und bewerten können. Menschen wollen sich entwickeln, neues erkunden, werden unzufrieden mit erreichtem, so entsteht echter Fortschritt. Die nächste Generation baut auf diesem Fortschritt auf, lernt von den Älteren und entwickelt sich zur nächsten Stufe. Solange diese Stufen nicht zu hoch sind, klappt das auch, wie etwa im Mittelalter, wo die Entwicklung recht behäbig vonstatten ging. In unseren Tagen lernen die Menschen in etwas mehr als einer Generation das Fliegen selbst und perfektionieren das bis zu einem Flug auf den Mond, mit allen Technologien, die dazu notwendig sind. Diese Geschwindigkeit ist für uns “normal” geworden. Über die Raumstation, die unseren Planeten seit Jahren umkreist, redet kein Mensch mehr, normal, außer, es geht mal was schief - Hurra! endlich eine Sensation, wichtig, wichtig!
Verglichen damit, tritt die Spieleindustrie seit Jahren auf der Stelle, präsentiert uns Altes in neuem Gewand, das Normale muß irgendwie als “Sensationell” verkauft werden. Das gelingt aber zunehmend schwerer, nur immer wieder neuen Jahrgängen kann man den alten Kram unterjubeln und - damit auch die Kommunikation klappt - durch gleichaltrige “Meinungsbildner”, die entsprechend “aufgebaut” werden (und erfreulicherweise auch noch spottbillig zu haben sind). Das ist hart, aber leider wahr und prägt einen “Generationskonflikt”, den es bisher in dieser Größenordnung noch nicht gab. Auf der Strecke bleiben Innovationen und das dafür notwendige Kapital fließt natürlich in andere Kanäle. Normales wird nicht belohnt (außer Weihnachten von Omi :slight_smile: )

lese gerade, Rome II wird bei Steam verramscht (-75% Rabatt)

Als notorischer Meckerer bin ich von der neuen GS mal angenehm überrascht. Der Artikel von Martin Deppe (freier Journalist (!!) ) über die Siedler-Reihe ist brilliant, spricht einem Gamer, der alle Teile durchgespielt hat aus dem Herzen.
Auch der Bericht über die Indie-Szene ist lesenswert. Zwar werden die logischsten Schlüsse nicht gezogen, aber immerhin scheint eine Schmerzgrenze erreicht worden zu sein. Ein guter Anfang für einen anderen Weg? Hoffentlich nicht erst in 10 Jahren… :slight_smile: Ach Gott, die Kiddi´s und ihre Ideen und Geschäftsmodelle :slight_smile:

hat nicht direkt mit dem Spiel zu tun, aber mit dem Thema des Threades



Ähnliches ist auch hier zu finden (recht lang, aber durchaus interessant):

Ich überlege grade ob ich informatives zum Golf von tonkin zwischenfall raus suchen soll. Aber das liefe glaube ich unter: Es wurde schon alles gesagt aber noch nicht von jedem. Drum begnüge ich mich mit einem einfachen Ratschlag und einer"weisheit" im weitesten sinne:

  1. Betrachtet Dokus, Nachrichten, und generell alles was euch informieren soll als eine art gegenstand ein Produckt in das viel arbeit und Handwerkliches geschick geflossen ist. Und beurteielt es nach eurem Gutdünken. Aber bitte immer begründet!
  2. Merkt euch wer ein guter Handwerker ist und wer ein schlechter ist. Und traut ihm auch nicht über den weg wenn er euch ein scheinbar gutes Produckt anbietet. Haltet euch an den alten Leitsatz wer einmal Lügt dem gaubt man nicht.

i agree…

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