Da muss ich dir natürlich vollkommen Recht geben, dass die meisten von uns garnicht wissen, was im Mittelalter wirklich passiert ist, da mehr als ein schulisches Hintergrundwissen, ein paar Bücher (welche ohnehin nur von Leuten geschrieben wurde, die Lesen und Schreiben konnten und natürlich dafür bezahlt wurden etwas genau so zu schreiben) und moderne Medien als Hintergrundinformation nicht vorhanden ist.
Es ist immer außerordentlich schwer, bis gar unmöglich die Geschehnisse der Vergangenheit genau darzustellen.
Nehmen wir als Beispiel den 2. Weltkrieg. Kaum jemand von uns hat diesen aktiv miterlebt und kann somit nur das behaupten, was in Geschichtsbüchern geschrieben wird. Und wie wir wissen, ist jedes Buch von denen geschrieben worden, die überlebt haben… die Toten schreiben keine Bücher. All die Grausamkeiten sind in unserer Generation meist nur noch als Gehirngespinste aus Erzählungen bekannt.
Einige andere wiederum haben die modernen Kriege am eigenen Leib miterlebt und wissen was Krieg überhaupt bedeutet.
Aber für 3. ist dies meist nur schwer nachzuvollziehen, da es erfordern würde, dass man wirklich 100 % bei der Wahrheit bleibt und nichts hinzu- oder wegdichtet, da es gerade für die jeweilige Generation als unschicklich angesehen wird.
Demzufolge könnte eigentlich kaum jemand wirklich behaupten, man wisse genau was damals passiert ist und wie das Leben wirklich war. Und egal wer etwas anderes behauptet, wäre nicht ehrlich zu sich selbst und zu anderen.
Aus diesem Grund stimme ich TomTom zu, dass es in manchen Dingen schlichtweg klüger wäre nur den geschichtlichen Hintergrundrahmen zu wählen, ein paar von der Geschichte festgehaltene Personen zu implementieren und nach besten Wissen das Leben darzustellen, wie es denn gewesen sein könnte.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass mehr als 90 % der Unterstützer dieses Projekts dieses Spiel nicht mitfinanzieren würden, wenn man ihnen ein wirklich nahezu 100%-iges Abbild der damaligen Zeit in aller Härte vorsetzen würde, da diese Kost kaum jemand in unserer Zeit vertragen könnte.
Wenngleich mancherorts das Leben durchaus erträglich gewesen sein kann, waren Kriegszeiten für die Menschen der reinste Horror. Die Söhne und Männer wurden zu den Waffen gerufen und von den meisten hat man eigentlich nie wieder was gehört. Familien wurden zerrissen, Bauernhöfe geplündert und gebrandschatzt. Krankheiten brachen aus und der kleinste Kratzer konnte damals tödlich enden, da man hinsichtlich der Medizin noch garnicht so weit war und nur der Adel überhaupt das Geld hatte um auf soetwas wie “alchemistische Medizin” zurückgreifen zu können. Ebenso war Armut und Kriminalität ein großes Problem, da die meisten Leute, welche etwas zu verteidigen hatten, schlichtweg nicht das Geld hatten um sich z. B. ein Schwert kaufen zu können. Wenn die Räuber durch die Wälder zogen, blieb den meisten ohnehin nichts anderes übrig als ihr ganzes Hab und Gut im Stich zu lassen und weiterzuziehen, damit man letztendlich in der Stadt auf Grund des Hungers starb.
Wenn man hingegen zumindest einige der wirklich schrecklichen Dinge weglässt und die Charaktere widerstandfähiger macht, damit sie nicht gleich verbluten oder an Krankheit sterben, kann man ein Spiel mit diesem zeitlichen Hintergrund durchaus auch genießen. Aber eine wirkliche Umsetzung, die realistisch ist, halte ich für äußerst fragwürdig.
Deswegen hoffe ich, dass die Entwickler einen guten Mittelweg finden werden, damit zumindest die Genreliebhaber auf ihre Kosten kommen und das Rollenspiel dabei nicht allzukurz kommt. Mittlerweile gibt es so viele Gerüchte über das Spiel und nur sehr wenige Aussagen von den Entwicklern selbst. Viele hoffen, dass man in weiterführenden Akten mit der Story anknüpft und das sie an Ritterturnieren teilnehmen können, was jedoch implizieren würde, dass der Spielercharakter einem Adelsgeschlecht entspringen würde? Auch ein kooperativer Mehrspielermodus sei für spätere Akte im Gespräch.
Meine persönliche Meinung?
Ich würde ein glaubhaftes Spiel in einem derartigen Setting bevorzugen, welches aber nicht 100 % an damaligen Ereignissen anküpft, die Welt superrealistisch darstellt und man Spaß am Spiel hat und das nicht nur für ein paar Stunden Dialoge, sondern auch am Gameplay. Deswegen würde ich viele Dinge schlichtweg noch etwas biegen, anstatt sie als unumstößlich zu deklarieren, da dies und damals eher selten oder gar unmöglich gewesen sein muss. Was hilft uns ein Spiel, wenn wir keinen Spaß daran haben? Nichts und deswegen sollte man Kompromisse eingehen, wenn dies im Sinne eines guten Spieles ist und die Atmossphäre bereichert.
Die Moddingcommunity wird ohnehin nach Möglichkeit das tun, was die Community haben will.