Wie real kann/muß ein Spiel wirklich sein?

Nach langen Überlegungen und Diskussionen mit anderen engagierten Mitgliedern dieses Forums
frage ich mal ganz provokant: Was wäre, wenn das Spiel den geschichtlichen Rahmen nur als Startlinie benutzt und der Spieler den weitere Geschichtsablauf selbst erspielt? Meinetwegen muss er/sie diesen Wenzel befreien, der auf einer Burg festgesetzt ist. Das ist das Ziel, sowohl für Schmied´s Filius als auch eine Müllerstochter keine Kleinigkeit.

Auf dem Weg dahin spielen wir in einer wunderschönen authentischen spätmittelalterlichen Welt, begegnen realen und fiktiven Persönlichkeiten aus Politik und Religion, bedienen uns eines korrekten Feudal- und Lehnsystemes, realen Heeresstrukturen, kämpfen auf Turnieren und bewegen uns in höfischer Manier.
Ohne Monster, ohne Zauberer und ohne Cheats. Wäre nicht allein das schon ein Gewinn? In welchem Spiel hatten wir so etwas das letzte Mal?

Denn vermutlich könnten wir mit 100% Realität des Jahres 1400 ohne Geschichtsstudium gar nicht umgehen. Ein paar Historiker vielleicht, aber eine breite Zielgruppe unterschiedlich alter Gamer wären hoffnungslos überfordert und würden frustriert aufgeben oder es erst gar nicht versuchen. Zumal die Bewertungen in den einschlägigen Medien schon Warnsignale senden würden.

Eure Meinung ?

Da muss ich dir natürlich vollkommen Recht geben, dass die meisten von uns garnicht wissen, was im Mittelalter wirklich passiert ist, da mehr als ein schulisches Hintergrundwissen, ein paar Bücher (welche ohnehin nur von Leuten geschrieben wurde, die Lesen und Schreiben konnten und natürlich dafür bezahlt wurden etwas genau so zu schreiben) und moderne Medien als Hintergrundinformation nicht vorhanden ist.

Es ist immer außerordentlich schwer, bis gar unmöglich die Geschehnisse der Vergangenheit genau darzustellen.

Nehmen wir als Beispiel den 2. Weltkrieg. Kaum jemand von uns hat diesen aktiv miterlebt und kann somit nur das behaupten, was in Geschichtsbüchern geschrieben wird. Und wie wir wissen, ist jedes Buch von denen geschrieben worden, die überlebt haben… die Toten schreiben keine Bücher. All die Grausamkeiten sind in unserer Generation meist nur noch als Gehirngespinste aus Erzählungen bekannt.

Einige andere wiederum haben die modernen Kriege am eigenen Leib miterlebt und wissen was Krieg überhaupt bedeutet.

Aber für 3. ist dies meist nur schwer nachzuvollziehen, da es erfordern würde, dass man wirklich 100 % bei der Wahrheit bleibt und nichts hinzu- oder wegdichtet, da es gerade für die jeweilige Generation als unschicklich angesehen wird.

Demzufolge könnte eigentlich kaum jemand wirklich behaupten, man wisse genau was damals passiert ist und wie das Leben wirklich war. Und egal wer etwas anderes behauptet, wäre nicht ehrlich zu sich selbst und zu anderen.

Aus diesem Grund stimme ich TomTom zu, dass es in manchen Dingen schlichtweg klüger wäre nur den geschichtlichen Hintergrundrahmen zu wählen, ein paar von der Geschichte festgehaltene Personen zu implementieren und nach besten Wissen das Leben darzustellen, wie es denn gewesen sein könnte.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass mehr als 90 % der Unterstützer dieses Projekts dieses Spiel nicht mitfinanzieren würden, wenn man ihnen ein wirklich nahezu 100%-iges Abbild der damaligen Zeit in aller Härte vorsetzen würde, da diese Kost kaum jemand in unserer Zeit vertragen könnte.

Wenngleich mancherorts das Leben durchaus erträglich gewesen sein kann, waren Kriegszeiten für die Menschen der reinste Horror. Die Söhne und Männer wurden zu den Waffen gerufen und von den meisten hat man eigentlich nie wieder was gehört. Familien wurden zerrissen, Bauernhöfe geplündert und gebrandschatzt. Krankheiten brachen aus und der kleinste Kratzer konnte damals tödlich enden, da man hinsichtlich der Medizin noch garnicht so weit war und nur der Adel überhaupt das Geld hatte um auf soetwas wie “alchemistische Medizin” zurückgreifen zu können. Ebenso war Armut und Kriminalität ein großes Problem, da die meisten Leute, welche etwas zu verteidigen hatten, schlichtweg nicht das Geld hatten um sich z. B. ein Schwert kaufen zu können. Wenn die Räuber durch die Wälder zogen, blieb den meisten ohnehin nichts anderes übrig als ihr ganzes Hab und Gut im Stich zu lassen und weiterzuziehen, damit man letztendlich in der Stadt auf Grund des Hungers starb.
Wenn man hingegen zumindest einige der wirklich schrecklichen Dinge weglässt und die Charaktere widerstandfähiger macht, damit sie nicht gleich verbluten oder an Krankheit sterben, kann man ein Spiel mit diesem zeitlichen Hintergrund durchaus auch genießen. Aber eine wirkliche Umsetzung, die realistisch ist, halte ich für äußerst fragwürdig.

Deswegen hoffe ich, dass die Entwickler einen guten Mittelweg finden werden, damit zumindest die Genreliebhaber auf ihre Kosten kommen und das Rollenspiel dabei nicht allzukurz kommt. Mittlerweile gibt es so viele Gerüchte über das Spiel und nur sehr wenige Aussagen von den Entwicklern selbst. Viele hoffen, dass man in weiterführenden Akten mit der Story anknüpft und das sie an Ritterturnieren teilnehmen können, was jedoch implizieren würde, dass der Spielercharakter einem Adelsgeschlecht entspringen würde? Auch ein kooperativer Mehrspielermodus sei für spätere Akte im Gespräch.

Meine persönliche Meinung?

Ich würde ein glaubhaftes Spiel in einem derartigen Setting bevorzugen, welches aber nicht 100 % an damaligen Ereignissen anküpft, die Welt superrealistisch darstellt und man Spaß am Spiel hat und das nicht nur für ein paar Stunden Dialoge, sondern auch am Gameplay. Deswegen würde ich viele Dinge schlichtweg noch etwas biegen, anstatt sie als unumstößlich zu deklarieren, da dies und damals eher selten oder gar unmöglich gewesen sein muss. Was hilft uns ein Spiel, wenn wir keinen Spaß daran haben? Nichts und deswegen sollte man Kompromisse eingehen, wenn dies im Sinne eines guten Spieles ist und die Atmossphäre bereichert.
Die Moddingcommunity wird ohnehin nach Möglichkeit das tun, was die Community haben will.

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Also ich hab das auch so verstanden, dass der geschichtliche Rahmen mit realen Ereignissen und Personen gegeben ist, aber man trotzdem einen fiktiven Charakter spielt mit eigener Story, der in diese historischen Geschehnisse mit verwickelt wird. Quasi wie bei vielen historischen Romanen, wo man ja auch weiß, dass es sich so nicht abgespielt haben kann. Die sind ja in der Regel auch interessant zu lesen. Wenn man sich genau an die Fakten halten würde, wäre die Story ja auch langweilig, weil diese bereits hier im Forum umfangreich erörtert wird (also Karl, Wenzel, Sigismund etc).

Was das Gameplay anbetrifft, da würde man viele Prinzipien des Spieldesigns über Bord werfen, wenn man da alles 100% auf Realismus trimmt. Das ist meiner Meinung nach sowieso nicht möglich und schließlich soll es ja ein Spiel werden und keine Simulation.

Ich mache mir daher keine allzu großen Sorgen und vertraue da auf die Entwickler, die ja schon Erfahrung damit haben, wie man ein Spiel designt und sicherlich auch rational denken können.

Ich vermute auch, dass der geschichtliche Hintergrund nur zum Start genutzt wird. Um zu erklären, warum das Dorf überfallen wird und was weiterhin im Hintergrund geschieht.
Interessant wäre es, und ich meine die Entwickler haben so etwas angedeutet, wenn man wählen könnte, ob man sich in die ganze Geschichte mit der Thronfolge einmischt oder sich eher raushält. Würde neben den (im weitesten Sinne) drei Arten das Spiel zu spielen (Ritter, Barde, Dieb) den Wiederspielwert um einiges erhöhen, wobei ich mir bei drei Akten eher Sorgen mache, ob man überhaupt dazu kommt. :wink:
Sich an Fakten zu halten ist eh schwierig, da Chronisten des Mittelalters Geschehnisse entweder Jahre später aufgeschrieben und/oder manche Details ziemlich ausgeschmückt haben.
Und ich denke auch nicht, dass, wie schon TomTom erwähnt hat, der Sohn eines Schmiedes und eine Müllerstochter die großen politischen Geschehnisse entscheidend beeinflussen können, wenn die Story möglichst authentisch und glaubhaft sein soll.

Gespannt bin ich auch, wie sie in der Story erklären werden, wie der Sohn eines Schmiedes zum Ritter wird, wenn man das Spiel mit diesem Ziel spielt. Ich kann mir da eine “Feldbeförderung” am Ende des 1. Aktes vorstellen, vor oder am Ende einer großen Schlacht. Es war zwar äußerst selten, aber einen Ritterschlag auf dem Schlachtfeld für besonders tapfere und fähige Nichtadelige soll es gegeben haben. Meist wenn die meisten Ritter im Heer tot waren. Dann war wahrscheinlich das Verteilen von Lehen kein großes Problem mehr. Oder man hat drauf spekuliert, dass die neuen Ritter sowieso fallen werden.

Ich bin aber auch zuversichtlich, dass die Entwickler uns da nicht enttäuschen werden. :smiley:

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Ich befürchte ehr, das wenn Daniel die Story geschrieben hat, das es wie in Mafia mir ehr vorkommt als wenn ich einen Film durchlaufe. In Mafia 2 war es meiner Meinung nach, dass das Gameplay aufgrund von Geschichte zurückstecken musste. Er erzählt auch immer, das nach der Geschichte alles wie ein Ring aufgebaut wird.
Was ich aber beruhigend finde ist, das Daniel mal zu einem Spiel sagte, das er Gewalt gut findet, solange sie in einem Sinnvollen und realisitschen Bezug steht. Es wird also keine sinnlose Schlachterrei geben.

Das was bisher in den Videos zusehen war, besonders im letzten Video Update sah sehr “unglaubwürdig” aus. Ich weiß nicht ob es wirklich früher so war, das man sich im Hochmittelalter in den Kneipen noch traf. Ob sich das Niedrigere Volk soetwas leisten konnte?

Naja, wenn man bedenkt, dass eine Kneipe - neben dem Markt - der einzige Platz war, um mehrere seiner Nachbarn oder gar “Weitgereiste” vom Nachbardorf zu treffen und Neuigkeiten auszutauschen, denke ich das schon.
Auch Braurechte waren ein rares Gut und wer Bier trinken wollte musste zum Bier(holen) gehen. Sixpack´s gab´s noch nicht und in Kneipen wurde es zumindestens ausgeschenkt. Bier war ja Teil der Ernährung, denke also, auch für jeden erschwinglich. Oft waren diese Kneipen ja auch kleine Brauereigasthöfe. Und wie heute
auf Dörfern, wurde dort “Lokalpolitik” gemacht und es bestand am ehesten dort die Chance, einen “ausgegeben” zu bekommen. Aus Mitleid, weil jemand ein gutes Geschäft gemacht hatte, sich politisch einschmeicheln wollte, etc. :wink:
Wie die “Story” letzten Endes aussehen wird…bin auch sehr gespannt und in einigen Bereichen sehr skeptisch. Aber es ist ja noch Zeit, Spielelemente zu verwerfen oder zu ändern. Schätzungsweise wird erst die Alpha zeigen, wo evtl. “die Säge klemmt” :wink:

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Guten Abend zusammen, Freunde des Mittelalter’s und dieses Spiel!

Ich, Herzog Michael, wollte mal eine Frage in die Runde werfen, hoffentlich ist es hier passend.

  1. Wie wird das sein beim Pferd, muss man es zuerst mal satteln bevor man los reiten kann?
  2. Kann man sein Pferd auch an der Hand, hinter sich, herführen?
  3. Muss/kann man es pflegen, essen geben, in den Stall bringen usw.?

Danke schon mal im Voraus für die Antwort!

Herzögliche Grüsse

Michael(Lipsch90)

Das passt vielleicht besser in einen Pferdethread, den gibts aber deutschsprachig glaube noch nicht.
Also hier geht es auch, hat ja was mit Realismus zu tun.

Ich glaube nicht dass man das Pferd satteln muss, wär zwar realistisch aber wahrscheinlich hat es dauerhaft einen Sattel oder man reitet komplett ohne. Ich wär auch eher dafür dass man es nicht jedes mal Satteln muss, kostet zu viel Zeit und ist recht langweilig

zu 2. Man kann das Pferd jedenfalls durch pfeifen zu sich her rufen, ob man es führen kann weiß ich nicht wäre vielleicht ein nettes kleines Feature

Kann mich grad nicht mehr ganz erinnern ob das Pferd auch Hunger empfinden kann, begrenzte Ausdauer hat es aber meines Wissens und wohl auch eigene Skill-Level. Die Frage ist, wenn man es wirklich pflegen müsste, was dann passiert wenn man es nicht tut. Ob das Pferd dann stirbt oder davonläuft?
Ich glaube Pflegen würde auch eher langweilig werden auf die Dauer

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Danke für die schnelle Antwort!

Hab mir auch noch überlegt das man es vieleicht nur am Anfang so als Anfangsaufgabe, bevor man das Pferd bekommt!

Das ist mir schon klar, das zu viel Realismus auch zu viel Arbeit, für die Programmierer und für die Spieler selber, gibt.
Na mal schauen wie weit sie noch gehen, ich bin auf alle Fälle sehr gespannt, könnte endlich ein Spiel sein das mich wirklich fesselt!

Hallo zusammen!
Ich denke, da es ja auch die Grundidee hinter dem Spiel war, doch einen sehr starken historischen Realitätsanspruch geben wird. Und das wird zu verkraften sein. Denkt an den Erfolg von “Game of Thrones”, wo ja auch ein sehr finsteres Mittelalter dargestellt wird in dem ein Menschenleben keinen Wert besitzt und Folter, Verstümmelungen und das Verbluten am Schlachtfeld die Regel sind. Ich zumindest habe mich zur Unterstützung dieses Projektes entschieden weil ich von der Idee des kompromisslosen Realismus angetan war.
Die Frage wird nur sein, wie kann der Spielfluss am Laufen bleiben! Weil wenn ich das in aller Konsequenz weiterdenke, dann wird mich eine Kampfverletzung auch den Arm kosten können. Und dann wird`s mühsam

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Was ich immer schwierig finde, ist der Einbezug von Persönlichkeiten, die ein, zwei “Nummern zu groß” sind für die gebotene Spielwelt. Karl IV., Wenzel und Sigismund sind Herrscher mit gewaltigem Einfluss und Aktionsradius gewesen - dem gegenüber steht im Spiel ein kleiner, “realistischer” Ausschnitt aus dem mittelalterlichen Böhmen. Meines Erachtens wäre die Größe des Spiels/der Spielwelt eher eines Grafen bzw. sonstigen Königsvasallen als oberstem Bezugspunkt angemessen. Ich hoffe, dass ich am Ende, nachdem das Spiel fertig ist und ich die Hauptquests gespielt habe, nicht schon wieder ein typischer RPG-Held bin, der dem König den Arsch gerettet hat - das Konzept ist ausgelutscht und langweilig.

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Das Gleiche hoffe ich auch am Ende. Auch dass man in der Schlacht nicht Gegner zu Hunderten niedermetzelt und die Verbündeten nur Schwertfutter sind.

Das war auch mein erster Gedanke, als ich die KS-Kampagne studierte. Welche Geschichte ist so gewaltig, dass sie sich auf so engem Raum abspielen kann und Auswirkungen auf halb Europa ausstrahlt? Und, wird ein halbes Jahr im Leben eines jungen Schmiedes dazu ausreichen? Dazu noch der Zweifel, ob diese “böhmische Episode Heimatkunde” für einen gesamteuropäischen Spielermarkt genug Attraktivität besitzt. Man wird sehen, noch sind kaum Details der Geschichte bekannt. Soweit man es beurteilen kann, steht die Schaffung einer realistischen Spielwelt im Vordergrund. Das sollte gelingen. Denke, der 2. Akt wird die Feuerprobe für dieses Spiel sein, zumal bis dahin einige Mitbewerber ihre Projekte präsentieren. Bin sehr gespannt…

D’accord, nur “böhmische Heimatkunde” würde ich nicht so sagen, schließlich ist der “deutsche” Einfluss in Böhmen nie größer gewesen als zur Regierungszeit Karls IV. und Wenzels - eingebettet in die Umgebung des HRR. Aber natürlich sind schon böhmische Dörfer/Dorfnamen für Average Joe hartes Brot. Stimme vor allem, was die weiteren Akte angeht, zu.

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Mal abgesehen vom geschichtlichen Aspekt (meine persönliche Präferenz sind Spiele ohne definierten geschichtlichen Hintergrund), würde mich viel mehr interessieren, in welchem Detail man Dinge nach Release tatsächlich tun kann (Ist es möglich alles zu zerstören/wieder aufzubauen? Wie authentisch sind die zwischenmenschlichen Beziehungen? …).
Ich bin einfach ein Fan von Open-World-Spielen, in welchen man möglichst alles tun und lassen kann.

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…soweit bisher bekannt, aufbauen - definitiv nix. Zerstören - evtl. Inventar, denke nicht, dass man das Dorf abfackeln kann :slight_smile: Ja…die zwischenmenschlichen Beziehungen…darauf bin ich auch gespannt, sowohl innerhalb des Handlungsstranges, vielmehr noch außerhalb dessen :wink: