- Ein wunderbares Spiel -
Kingdom Come: Deliverance - auf diese Art von PC-Spiel habe ich mich seit vor der Veröffentlichung von “Oblivion” (Bethesda) gesehnt. Meine Vorstellung, durch Wälder zu pirschen oder vom Pferd aus Tiere im Wald nachzugehen, zu jagen (“wildern”), das (gestohlene) Fleisch bei einem nächsten Wirt zu braten, um es dann (legal) zu verkaufen, damit Geld zu verdienen, um mir dann Rüstung zu kaufen oder etwas zu essen, zu trinken oder um ein Buch für Alchemie zu kaufen - all das habe ich seit jeher vermisst.
Kingdom Come: Deliverance ist ein Meilenstein. Mich befriedigt dieses Spiel in einigen Punkten so sehr, dass es in der Tat viele andere Rollenspiele damit eiskalt in den Schatten stellt. Man greife sich beispielsweise einmal den Punkt “Wälder” heraus. Die Wälder sind so derart natürlich und schön gewachsen (“gestaltet”), dass man einfach das Gefühl hat, in einem echten Wald zu stehen. Wer das Gefühl der Naturverbundenheit inne hat, der weiß, was ich meine. Selbiges Gefühl gilt für auch für Wiesen, Hecken und all die naturgeballte Kraft, welche man in diesem Spiel zu sehen bekommt - im wahrsten Sinne des Wortes. Nirgendwo anders kann man die Natur so sehr intensiv spüren, wie in diesem Spiel.
Kingdom Come: Deliverance punktet in meinen Augen ganz klar auch, wenn es um die Inszenierung der Unterhaltungen geht, wie in der Hauptquest immer mal wieder ganz klar präsentiert wird. Zum Beispiel, wie Unterhaltungen stattfinden, wie die Gesten und wie die Mimik einzelner Beteiligter in den Unterhaltungen emotional auf den Punkt bringt, was ich mir in einem Rollenspiel immer gewünscht habe aber wirklich nur selten so intensiv erlebt habe. Auch humorvolle Begegnungen haben mich wirklich (von innen heraus) herzhaft zum lachen gebracht - zum Beispiel einige Begegnungen mit Herrn Hans - den ich Anfangs für absolut arrogant und maßlos überheblich fand aber dann - nachdem ich mit ihm “wildern” gegangen bin - meine Einstellung ihm gegenüber grundlegend geändert hat (und dies auch so blieb, bis zum Ende des Spiels)… Oder als Herr Hans einen Pfeil in den Arsch bekommt und ich ihn dann aus der Burg tragen musste… Aber auch die vielen, vielen anderen Unterhaltungen und Begegnungen mit den engsten Vertrauten in der Hauptquest hat für mich persönlich einen bleibenden (positiven) Eindruck hinterlassen.
Abseits des roten Fadens im Spiel empfehle ich, dass man sich im Bogenschießen übt, durch die Wälder streift … unmittelbar südwestlich von Sedechko, auf der anderen Seite des Flusses, kann man hervorragend Wildschweine wildern … um so schnell an gutes Geld zu kommen. (Kleiner Tipp) Man wildert nicht einfach nur - man erlebt die NATUR im wahrsten Sinne des Wortes.
Und nebenbei ein gutes Buch über Pflanzen parat haben (in Real!), um einfach mal über die Brennnessel oder über Wermut nachlesen, über die Minze und ihrer Heilwirkung. Dann macht es fast doppelt so viel Spaß sich in der Alchemie (im Spiel) zu üben. Schließlich möchte man dann unbedingt das besondere Ziel erreichen, Tränke “automatisch” brauen zu können und sich ganz beiläufig dem Realismus (im Spiel!) zu erfreuen. Raus aus dem Gebäude, am Kloster vorbei reiten, vom Schmied der Sasauer Stadt freundlich begrüßt zu werden, mit dem Pferd über eine Hecke zwischen zwei Bäumen zu springen, durch den offen stehenden Stall zu traben und hin zur nächsten Taverne, auf die ich mich freue, weil ich dort eine kleine Pause einlegen will, um ein wenig mit einem Spieler zu würfeln. Danach wird etwas getrunken und gegessen, nur um dann erneut durch die Wälder zu streifen.
Kingdom Come: Deliverance ist erwähnenswert für alle Rollenspieler, die bei “anderen Rollenspielen” oft das Gefühl bekamen, dass es zu “Actiongeladen” und zu “Kommerz” sei.
…Ich liebe dieses Spiel. Ich würde dem Spiel eine gefühlte 90% -Wertung geben. Ich habe lange darüber nachgedacht - daher ist meine Rezension auch nicht “schnell verfasst”, sondern wohlüberlegt worden.
Die fand ich so schön, die musste ich ausdrucken… (Größe: Fast DIN A0, 16 DIN A4-Blätter)
Die Karte zusammengerollt. Die Ränder habe ich erst mit der Schere ausgeschnitten und dann mit einem Feuerzeug entsprechend (kurz!) angekokelt.
PS: Zum Abschluss möchte ich mitteilen, dass ich die Spiele-Wertungen der Redakteure der Spieleverlage sehr negativ finde. Ich möchte dazu wirklich nur anmerkden, dass ich der Ansicht bin, dass diese verlernt haben, was wirkliches Rollenspiel/Adventure bedeutet und dass ich glaube, dass die (Redakteure) einfach zu viel “GTA”, “Watch Dogs” und andere kommerzielle Produkte konsumieren und daher das Gefühl für echte Spiele verloren haben, wie es sie schon lange Zeit nicht mehr gab.
Würde doch Kingdom Come: Deliverance nach einiger Zeit noch als reines “Offline”-Produkt herauskommen, welches man ohne Internetzugang spielen könnte, in einer schicken “Collectors (Offline!-)Edition” - das wäre einer schicken Vitrine würdig. Denn dieser Onlinezwang ist eine absolute Pest in unserer heutigen, verdummenden “Generation Whatsapp”.